UFC 3, Star Wars: Battlefront II & Co. – Immer mehr Spiele setzen auf Lootboxen

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Computer bereit zum Spielen

Wenn sich die Politik mit Computer- und Konsolenspielen beschäftigt, dann ist das Gestöhne häufig groß. Allzu oft wird da mit Halbwahrheiten und Falschbehauptungen um sich geworfen. Diesmal aber freuen sich die Spieler, dass die Politik endlich mitmischt. Sie haben die Einmischung sogar provoziert.

Doch von Anfang an: Dass kostenlose Spiele sich durch Käufe innerhalb des Spiels finanzieren, ist weder ein alter Hut noch ein Aufreger. Trotz der anhaltenden Kostenlosmentalität verstehen und akzeptieren Konsumenten dieses Geschäftsmodell. Doch Unternehmen gieren nach mehr. Deshalb lassen sie sich gern neue Einnahmequellen einfallen.

Wenn jeder einen Internetanschluss hat, lässt sich eben nur noch schwer Umsatzwachstum generieren. Also wird die Netzneutralität über Bord geworfen und die Maut für schnellere Datenübertragung eingeführt. Die Mobilfunkanbieter haben die Datenautomatik erfunden, um Kunden im Tarnmantel des Service das verbrauchte Datenvolumen kostenpflichtig aufstocken zu können.

Lootboxen in immer mehr Spielen

Die Spielehersteller haben sich bereits vor einiger Zeit gedacht: Was bei kostenlosen Spielen geht, muss doch auch dann funktionieren, wenn Kunden schon 70 Euro für das Spiel an sich ausgegeben haben. Das Ganze funktioniert mit Lootboxen, die nicht grundsätzlich Geld kosten. Eine Lootbox, also Beutekiste, gibt es beispielsweise

  • für das Lösen von Aufgabenstellungen,
  • das Erzielen besonderer Erfolge oder
  • das Ausdauernde, also lange Spielen.

Lootboxen basieren auf dem Zufallsprinzip. Niemand weiß, was sich in der Box befindet. Aber immer handelt es sich um eine Belohnung. Jeder Spieler hofft allerdings auf einen besonders seltenen und damit wertvollen Gegenstand, mit dem er sich innerhalb des Spiels Vorteile verschaffen kann. Genau mit diesem Wunsch wollen die Hersteller Geld verdienen und bieten Lootboxen auch zum Kauf an.

Zwar sind diese Boxen grundsätzlich nicht zwingend erforderlich, um das Spiel spielen zu können, aber mitunter gehen Entwickler so weit, dass beliebte Spielecharaktere erst nach großem Aufwand oder gegen Geld genutzt werden können. So geschehen bei Star Wars: Battlefront II, wo Darth Vader in einer Lootbox versteckt wurde und erst dann genutzt werden konnte, nachdem man entweder sehr lange gespielt hat oder sich eine Beutekiste erkaufte.

Konsumenten protestieren und setzen sich durch

Nachdem Reddit darüber berichtete, verbreitete sich die Nachricht in Gamer-Kreisen wie ein Lauffeuer. Diese waren so erbost, dass sie sogar zum Boykott aufriefen und Electronic Arts damit in die Knie zwangen. Wahrscheinlich auch auf Druck des Lizenzgebers Disney hat der Hersteller kurz vor dem Verkaufsstart sämtliche In Game Verkäufe entfernt und verkündet, das System der Lootboxen nochmals zu überdenken.

Star Wars ist nur ein Beispiel von vielen. Das ebenfalls aus dem Hause Electronic Arts stammende Sportspiel UFC 3 setzt noch exzessiver auf dieses Geschäftsmodell. Jede Fähigkeit der Kämpfer wird über Lootboxen erworben. UFC macht nicht nur auf dem PC und Konsolenmarkt einen Sprung nach vorne, auch bei Wettanbietern rückt der Kampfsport immer mehr in den Vordergrund. Und das macht auch die Wettanbieter attraktiver. Die werden zum einen durch häufig angebotene Bonusleistungen, aber eben auch durch die Aufnahme von verschiedenen (neuen) Sportarten, wie eben UFC immer interessanter.

Die Proteste der Spieler gegen die zunehmenden Mikrotransaktionen in Spielen, deren Anschaffung bereits viel Geld gekostet hat, rufen nun auch die Politik auf den Plan. In Großbritannien erreichte eine Petition mit mehr als 10.000 Unterschriften, dass sich jetzt die Regierung der Sache annehmen muss. In Belgien und den Niederlanden aber auch auf Hawaii haben sich Politiker bereits äußert kritisch geäußert. Ihnen geht es weniger um das Geld. Sie sehen Lootboxen als Glücksspiel und damit als eine Gefahr für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene. Schließlich bringt einen die Lootbox mit Überraschungsinhalt nicht immer weiter. Sie würden vielmehr den Slots in Spielcasinos ähneln.

Politiker bezeichnen Lootboxen als Glücksspiel

Kritiker entgegen dem, dass das Sammeln von Panini-Bildern schließlich auch kein Glücksspiel sei, auch wenn man unter Umständen wieder ein Päckchen mit Spielern kauft, die man bereits besitzt. Und auch das Überraschungsei wurde in den USA nicht deswegen verboten, weil es aus Glücksspielsicht süchtig machen kann, sondern weil es Kinder zu mehr Zuckerkonsum verleitet.

Die deutsche USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) hat das Phänomen Lootbox 2017 unter die Lupe genommen und kommt zu einer ganz ähnlichen Einschätzung. Ihrer Meinung nach handelt es sich erst um Glücksspiel, wenn der Gewinn auch außerhalb des Spiels zu Geld gemacht werden kann und es sich nicht nur um einen „geringwertigen Gegenstand“ handelt. Bei den Lootboxen geht es aber darum, einen Gegenstand zu erhalten, der einen im Spiel besser macht. Zum Beispiel eine Waffe oder eine Rüstung. Damit könne man außerhalb des spezifischen Spiels nichts anfangen. Das widerspricht dem klassischen Geldgewinn.

Allerdings gibt es tatsächlich Börsen im Internet, auf denen Gegenstände aus Spielen verkauft werden. Und das nicht gerade günstig. Einige Waffen aus Counterstrike zum Beispiel kosten mehrere hundert Euro. Mit dem Inhalt von Lootboxen kann also durchaus Geld verdient werden.

Wie weit die Politik gehen wird, muss abgewartet werden. Die Spieleindustrie wird jedoch nicht tatenlos zusehen. Schon jetzt machen manche Hersteller die Hälfte ihres Umsatzes mit Käufen innerhalb eines Spiels. Mache Spielefans geben auf diese Weise mehrere hundert Euro zusätzlich aus.

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